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					 3.
					Im Wald, im Wald! da konnt ich führen  Ein freies Leben
					mit Geistern und Tieren;  Feen und Hochwild von stolzem
					Geweih,  Sie nahten sich mir ganz ohne Scheu. 
					 
					4.
					Sie nahten sich mir ganz ohne Zagnis,  Sie wußten, das
					sei kein schreckliches Wagnis;  Daß ich kein Jäger,
					wußte das Reh,  Daß ich kein Vernunftmensch,
					wußte die Fee 
					5.
					Saß ich am Bache, so tauchten und sprangen  Hervor aus
					der Flut, mit ihrem langen  Silberschleier und flatterndem
					Haar,  Die Wasserbacchanten, die Nixenschar. 
					 
					6.
					Sie schlugen die Zither, sie spielten auf Geigen,  Das war
					der famose Nixenreigen;  Die Posituren, die Melodei,  War
					klingende, springende Raserei. 
					 
					7.
					Jedoch zu Zeiten waren sie minder  Tobsüchtig gelaunt,
					die schönen Kinder;  Zu meinen Füßen lagerten
					sie,  Das Köpfchen gestützt auf meinem Knie 
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					 8.
					Von Feenbegünstigung plaudern nur Toren -  Doch wie die
					übrigen Honoratioren  Des Waldes mir huldreich gewesen,
					fürwahr  Ich darf es bekennen offenbar. 
					 
					9.
					Wie haben mich lieblich die Elfen umflattert!  Ein luftiges
					Völkchen! das plaudert und schnattert!  Ein bißchen
					stechend ist der Blick,  Verheißend ein süßes,
					doch tödliches Glück. 
					 
					10.
					Jedoch zu Zeiten waren sie minder  Tobsüchtig gelaunt,
					die schönen Kinder;  Zu meinen Füßen lagerten
					sie,  Das Köpfchen gestützt auf meinem Knie. 
					 
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					 22.
					Die klügsten Waldgeister sind die Alräunchen,
					 Langbärtige Männlein mit kurzen Beinchen,  Ein
					fingerlanges Greisengeschlecht;  Woher sie stammen, man weiß
					es nicht recht. 
					 
					23.
					Wenn sie im Mondschein kopfüber purzeln,  Das mahnt
					bedenklich an Pissewurzeln;  Doch da sie mir nur Gutes getan,
					 So geht mich nichts ihr Ursprung an. 
					 
					24.
					Sie lehrten mir kleine Hexereien,  Feuer besprechen, Vögel
					beschreien,  Auch pflücken in der Johannisnacht  Das
					Kräutlein, das unsichtbar macht. 
					25.
					Sie lehrten mich Sterne und Zeichen deuten,  Sattellos auf
					dem Winde reiten,  Auch Runensprüche, womit man ruft
					 Die Toten hervor aus ihrer Gruft. 
					 
					26.
					Sie haben mir auch den Pfiff gelehrt,  Wie man den Vogel
					Specht betört  Und ihm die Springwurz abgewinnt,  Die
					anzeigt, wo Schätze verborgen sind. 
					 
					27.
					Die Worte, die man beim Schätzegraben  Hinmurmelt,
					lehrten sie mich, sie haben  Mir alles expliziert - umsunst!
					 Hab nie begriffen die Schatzgräberkunst. 
					 
					28.
					Wohl hatt ich derselben nicht nötig dermalen,  Ich
					brauchte wenig, und konnt es bezahlen,  Besaß auch in
					Spanien manch luftiges Schloß,  Wovon ich die Revenüen
					genoß. 
					 
					29.
					O, schöne Zeit! wo voller Geigen  Der Himmel hing, wo
					Elfenreigen  Und Nixentanz und Koboldscherz  Umgaukelt
					mein märchentrunkenes Herz! 
					 
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					 12.
					Sie unterbrachen manchmal das Gesinge  Lautlachend, und
					frugen bedenkliche Dinge,  Zum Beispiel: » Sag uns, zu
					welchem Behuf  Der liebe Gott den Menschen schuf? 
					 
					13.
					»Hat eine unsterbliche Seele ein Jeder  Von euch? Ist
					diese Seele von Leder  Oder von steifer Leinwand? Warum  Sind
					eure Leute meistens so dumm?« 
					 
					14.
					Was ich zur Antwort gab, verhehle  Ich hier, doch meine
					unsterbliche Seele,  Glaubt mirs, ward nie davon verletzt,
					 Was eine kleine Nixe geschwätzt. 
					 
					15.
					Anmutig und schalkhaft sind Nixen und Elfen;  Nicht so die
					Erdgeister, sie dienen und helfen  Treuherzig den Menschen.
					Ich liebte zumeist  Die, welche man Wichtelmännchen
					heißt. 
					 
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					 30.
					O, schöne Zeit! wo sich zu grünen  Triumphespforten
					zu wölben schienen  Die Bäume des Waldes - ich ging
					einher,  Bekränzt, als ob ich der Sieger wär! 
					 
					31.
					Die schöne Zeit, sie ist verschlendert,  Und Alles hat
					sich seitdem verändert,  Und ach! mir ist der Kranz
					geraubt,  Den ich getragen auf meinem Haupt. 
					 
					32.
					Der Kranz ist mir vom Haupt genommen,  Ich weiß es
					nicht, wie es gekommen;  Doch seit der schöne Kranz mir
					fehlt,  Ist meine Seele wie entseelt. 
					 
					33.
					Es glotzen mich an unheimlich blöde  Die Larven der
					Welt! Der Himmel ist öde,  Ein blauer Kirchhof,
					entgöttert und stumm.  Ich gehe gebückt im Wald
					herum. 
					 
					34.
					Im Walde sind die Elfen verschwunden,  Jagdhörner hör
					ich, Gekläffe von Hunden;  Im Dickicht ist das Reh
					versteckt,  Das tränend seine Wunden leckt.
					
					 
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					 16.
					Sie tragen Rotmäntelchen, lang und bauschig,  Die Miene
					ist ehrlich, doch bang und lauschig;  Ich ließ nicht
					merken, daß ich entdeckt,  Warum sie so ängstlich
					die Füße versteckt. 
					 
					17.
					Sie haben nämlich Entenfüße  Und bilden sich
					ein, daß Niemand es wisse.  Das ist eine tiefgeheime
					Wund,  Worüber ich nimmermehr spötteln kunnt. 
					 
					18.
					Ach Himmel! wir Alle, gleich jenen Zwergen,  Wir haben ja
					Alle etwas zu verbergen;  Kein Christenmensch, wähnen
					wir, hätte entdeckt,  Wo unser Entenfüßchen
					steckt. 
					 
					19.
					Niemals verkehrt ich mit Salamandern,  Und über ihr
					Treiben erfuhr ich von andern  Waldgeistern sehr wenig. Sie
					huschten mir scheu  Des Nachts wie leuchtende Schatten
					vorbei. 
					 
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					 35.
					Wo sind die Alräunchen? Ich glaube, sie halten  Sich
					ängstlich verborgen in Felsenspalten.  Ihr kleinen
					Freunde, ich komme zurück,  Doch ohne Kranz und ohne
					Glück. 
					 
					36.
					Wo ist die Fee mit dem langen Goldhaar,  Die erste Schönheit,
					die mir hold war?  Der Eichenbaum, worin sie gehaust,  Steht
					traurig entlaubt, vom Winde zerzaust. 
					 
					37.
					Der Bach rauscht trostlos gleich dem Styxe;  Am einsamen Ufer
					sitzt eine Nixe,  Todblaß und stumm, wie 'n Bild von
					Stein,  Scheint tief in Kummer versunken zu sein. 
					 
					38.
					Mitleidig tret ich zu ihr heran -  Da fährt sie auf und
					schaut mich an,  Und sie entflieht mit entsetzten Mienen,
					 Als sei ihr ein Gespenst erschienen. 
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