Römer 3 – Alle unter der Sünde, Rechtfertigung aus Glauben

Zusammenfassung

Paulus nimmt Einwände vorweg: Hat Israels Vorzug keinen Wert? Doch – Gottes Worte wurden ihnen anvertraut. Ist Gott untreu, wenn Menschen untreu sind? Keineswegs – Gottes Treue bleibt. Dann folgt der Befund über alle Menschen: „Da ist keiner gerecht, auch nicht einer“ (3,10–18). Das Gesetz macht Schuld offensichtlich, kann aber nicht retten. Wende in 3,21–26: „Jetzt aber“ ist Gottes Gerechtigkeit offenbar geworden – bezeugt von Gesetz und Propheten –, doch unabhängig vom Gesetz. Sie wird aus Gnade geschenkt, durch die Erlösung in Christus Jesus. Sein Blut ist die Sühnung; Gott erweist sich zugleich gerecht und den Rechtfertiger dessen, der an Jesus glaubt. Prahlen ist ausgeschlossen; Gott ist der Gott der Juden und Heiden – ein und derselbe rechtfertigt die Glaubenden. Das Gesetz wird nicht aufgehoben, sondern bestätigt.

Theologische Interpretation

Römer 3 führt die Anklage (1,18–3,20) zum Urteil: universale Sünde, universale Verantwortung. Das Gesetz ist Spiegel – es deckt auf, aber reinigt nicht. Hier erklingt das Evangelium mit seiner stärksten Note: Gottes Gerechtigkeit ist nicht menschliche Leistung, sondern göttliche Treue, die rettend handelt. Schlüsselbegriffe: Rechtfertigung (forensische Erklärung: „gerecht“ vor Gott), Gnade (unverdientes Geschenk), Erlösung (Loskauf aus der Knechtschaft) und Sühnung (Versöhnung durch das Opfer Christi). Am Kreuz begegnen sich Gottes Heiligkeit und Gottes Liebe ohne Kompromiss: Sünde wird ernst genommen, Sünder werden aufgenommen. Der Ausschluss des Ruhmes bewahrt die Gemeinde vor religiöser Arroganz: Wer sich rühmt, rühme sich des Herrn. Das „Bestätigen des Gesetzes“ bedeutet: Das Gesetz bekommt im Evangelium sein Ziel – es weist auf Christus und wird durch den Geist in der Nachfolge erfüllt.

Aktualisierung mit NT-Bezug

Römer 3 widerspricht zwei populären Irrtümern: „Ich bin okay ohne Gott“ und „Ich rette mich durch meine Moral“. Eph 2,8–10 fasst zusammen: aus Gnade durch Glauben – nicht aus Werken, damit niemand sich rühme; und doch zu guten Werken geschaffen. Tit 3,4–7 betont: nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, sondern durch Erbarmen. Jakobus erinnert: Lebendiger Glaube zeigt sich in Taten – nicht als Grundlage der Rettung, sondern als ihre Frucht. Für heute heißt das: Christen bekennen ehrlich Schuld (persönlich und strukturell), leben versöhnt und rühmen nicht ihre Tugend, sondern Christi Gnade. In kirchlichen Debatten schützt Römer 3 vor Selbstgerechtigkeit und Zynismus zugleich: Wir sind schlimmer, als wir zugeben wollen – und geliebter, als wir zu hoffen wagen.

Fazit

Alle stehen schuldig da – und allen gilt das Evangelium. Gottes Gerechtigkeit ist Geschenk in Christus; sie entmachtet den Stolz und befreit zur Liebe. Aphorismus: „Gnade schließt die Tür des Prahlens und öffnet das Tor der Anbetung.“

Studienfragen

  1. Welche Funktion hat das Gesetz laut Römer 3, und wo liegen seine Grenzen?
  2. Wie erklären die Begriffe Rechtfertigung, Erlösung und Sühnung gemeinsam das Werk Christi?
  3. Wo neigst du eher zu Selbstrechtfertigung – oder zur Verzweiflung? Wie spricht Römer 3 in beide Lagen hinein?
  4. Wie passen Eph 2,8–10 und Jak 2 zusammen, wenn es um Glauben und Werke geht?
  5. Welche Praxis (Beichte, Dank, Anbetung, Barmherzigkeit) hilft dir, „den Ruhm auszuschließen“?