Zusammenfassung
Paulus erläutert das neue Verhältnis von Christen zum Gesetz. Mit dem Bild einer Ehe (7,1–6) zeigt er: Durch den Tod mit Christus sind wir dem Gesetz „gestorben“ und gehören einem neuen Herrn, damit wir Frucht für Gott bringen. Das Gesetz ist gut und heilig, doch die Sünde missbraucht es: Das Gebot „du sollst nicht begehren“ deckt Begierde auf und reizt sie sogar. In 7,14–25 beschreibt Paulus den inneren Zwiespalt: Er will das Gute, vollbringt aber das Böse; ein anderes Gesetz kämpft in seinen Gliedern. Ergebnis ist der Schrei: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib?“ – gefolgt vom Ausblick: „Gott sei Dank durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Römer 7 endet im Spannungsfeld: mit dem Verstand dem Gesetz Gottes dienen, aber in der Schwäche erfahren, dass nur Christus wirklich befreit – vorbereitet auf Römer 8.
Theologische Interpretation
Römer 7 rehabilitiert das Gesetz und entlarvt zugleich die Macht der Sünde. Das Problem liegt nicht im Gebot, sondern im Herzen. Das „Ehe“-Gleichnis stellt klar: Befreiung geschieht bundesrechtlich – nicht durch Gesetzesreform, sondern durch einen Herrenwechsel. Christliche Existenz ist deshalb kein perfektionistischer Siegeszug, sondern ein Leben in der Zwischenzeit: schon mit Christus verbunden, doch noch in einer Welt der Anfechtung. Der „innere Mensch“ bejaht Gottes Willen, der „alte Mechanismus“ in unseren Gliedern kämpft dagegen. Römer 7 ist damit ein realistischer Spiegel für Heiligung: Das Gesetz kann Sünde zeigen, aber nicht heilen; es braucht den Geist (Kap. 8). Der Aufschrei des Verses 24 ist nicht Resignation, sondern Geburtsmoment der Hoffnung: Erlösung kommt von außen – in Christus.
Aktualisierung mit NT-Bezug
Gal 5,17 (Fleisch begehrt gegen den Geist) betont die innere Spannung; Mt 11,28–30 lädt in das „leichte Joch“ Jesu, das vom Leistungsdruck befreit. Was sagt Römer 7 heute? (1) Es entlastet Perfektionismus: Heiligung ist kein fehlerloses Hochseil, sondern ein Weg unter Gnade. (2) Es fördert Ehrlichkeit: Versuchung gehört zum Christenleben; Scheinheiligkeit zerstört, Beichte heilt. (3) Es schärft Verantwortung: „Die Sünde in mir“ ist real, aber nicht entschuldigend – Routinen, Medien, Beziehungen formen Wünsche; wir dürfen Grenzen setzen. (4) Es macht Christus-zentriert: Hilfe kommt nicht aus mehr Regeln, sondern aus der Nähe zu Jesus – durch Gebet, Schrift, Gemeinschaft. (5) Es ermutigt zu konkreter Praxis: arbeite mit Triggerlisten, kleinen Gewohnheitsänderungen, Verbindlichkeit in Gruppen; lerne „Nein“ zu sagen, aber auch „Danke“ für die Gnade. (6) Es öffnet den Blick auf Frucht: Das Ziel ist nicht Selbstkontrolle um ihrer selbst willen, sondern Liebe – sichtbar in Geduld, Wahrhaftigkeit und Dienst am Nächsten.
Fazit
Römer 7 schenkt nüchterne Hoffnung: Das Gesetz zeigt, Christus rettet. Der Kampf bleibt real, doch nicht aussichtslos. Wer „dem Gesetz gestorben“ ist, gehört dem Auferstandenen – und beginnt, Frucht zu bringen. Aphorismus: „Gottes Gebot ist gut; Gottes Gnade macht fähig.“
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